Parasiten und deren Bedeutung


Zuerst stellt sich eine wichtige Frage - wie wichtig ist die Thematik der Parasitologie?
Um diese Frage zu beantworten, möchten wir ein paar Zahlen und Fakten zeigen.

Bei 4000 Reptilienobduktionen, davon 50% Schlangen, wurde bei 50% der Tiere ein Parasitenbefall nachgewiesen, wobei 14% der Schlangen an Amöbendysenterie verstorben sind.
IPPEN, R. (1992) Ein Überblick über die parasitären Befunden bei Reptilien

Bei einer weiteren Obduktionuntersuchung wurde von 425 untersuchten Schlangen 21 auf virale Infekte untersucht. Von diesen 21 untersuchten Tiere waren 8 positiv auf Paramoxyo getestet, 3 waren positiv ohne weitere Angabe auf das Virus.
Weiters:
144 Tiere mit positiven Parasitenbefall, 113 negativ und 168 ohne parasitologischen Befund.
Diese setzten sich wie folgt zusammen: 84 Protozoen, 44 Nemathelminthen, 11 Plathelminthen, 3 Pentastomiden, 2 Ektoparasiten
Von diesen 84 Protozoen: 33 Amöben, 26 Flagellaten, 19 Kokzidien (davon 9 Kryptosporidien)
SINN, A. (2004) Pathologie der Reptilien eine retrospektive Studie

Spätestens jetzt sollte klar sein, dass der Thematik Parasitologie durchaus Beachtung geschenkt werden muss!

Proben und Untersuchungen

Entnahme:

Um an genügend Material für eine Kotprobe zu kommen gibt es mehrere Möglichkeiten, da nicht jeder Weg immer garantiert zu einem brauchbaren Ergebnis führt. Man hat auch nicht immer die Zeit um auf einen natürlichen Kotabsatz zu warten. Vor allem bei einem Verdacht auf einen schwerwiegenden Befall (Bspw.: Amoeba invadens) können teilweise bereits Tage über Leben oder Tod entscheiden.
Das einfachste und schnellste ist es natürlich, einfach eine ausreichende Kotmenge von einem frischen Kotabsatz mit einem Löffel oder einem anderen brauchbaren Hilfsmittel (entweder Wegwerfartikel oder gut reinigbar) in ein dafür geeignetes Gefäß zu überführen.
Verunreinigungen durch Bodengrund oder auch Urat (der weiße Teil des Urins) sollten möglichst nicht mit aufgenommen werden. Bei größeren Kotmengen entnimmt man am besten an mehreren Stellen etwas Kot um eine lokale Anreicherung von Parasiten im Kot so gut wie möglich zu berücksichtigen. Auch empfiehlt es sich möglichst aus der Mitte des Häufchens die Probe zu entnehmen, da diese in der Regel geschützter ist gegen Verschmutzung und Austrocknung. Die Notwendigkeit einer frischen Probe hat allerdings den Nachteil, dass man den Kot relativ bald nach dem Absetzen finden müsste, um insbesondere auch gegen Austrocknung empfindliche Parasiten wie Flagellaten nachweisen zu können. Die Trophozoiten (= bewegliche Stadien) von Protozoen überleben leider teilweise nur sehr kurz außerhalb des Wirtstiers und sind daher ohne entsprechende Lagerung der Probe (siehe Lagerung) nur kurz nachweisbar.
Für den Nachweis von Würmern kann die Probe wiederum etwas älter sein, hier ist je nach Reptilienart eine Sammelprobe über 3 Tage der beste Weg. Bei Reptilien, die aufgrund ihrer Physiologie ihren Kot lange sammeln, wie z.B. viele Pythons, erübrigt sich eine Sammelprobe.
Eine andere Entnahmeart wäre das Ausmassieren von etwas Kot oder das direkte Untersuchen von Urin. Das ist allerdings auch mit Stress für das Tier selbst verbunden, führt aber in der Regel zu einer sehr frischen Probe und damit guten Nachweisbarkeit bzw. bekommt man die Probe auch sofort und muss nicht erst auf den natürlichen Absatz warten. Hier muss aber vorsichtig vorgegangen werden um die Tiere nicht zu verletzen.
Bei Tieren, die die Nahrungsaufnahme eingestellt haben, ist es natürlich schwer an eine Kotprobe zu kommen, daher gibt es hier auch noch die Möglichkeit mittels einer Spülprobe an genügend Material für eine Untersuchung zu kommen. Dies sollte aber von einem reptilienkundigen Tierarzt durchgeführt werden, das Verletzungsrisiko beim Hantieren in der empfindlichen Kloakenregion kann zu sehr gravierenden Problemen führen, wie das Durchstechen des Darmes um nur ein Beispiel zu nennen.

Zustand:

Für einen Nachweis von Einzeller muss die Kotprobe, wie schon erwähnt, so frisch wie möglich sein und darf nicht austrocknen. Für die weiteren Untersuchungen ist auch die richtige Lagerung für einen Nachweis unbedingt einzuhalten. Die genaue Konsistenz der Probe ist für die Untersuchung selbst erst mal nebensächlich solange die wichtigsten Punkte eingehalten wurden (siehe Entnahme und Lagerung). Die Konsistenz lässt allerdings auch Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand der Tiere zu.

Lagerung:

Nach der Entnahme der Probe sollte diese bis zur Untersuchung in einer auslaufsicheren verschließbaren, wasserfesten und luftdichten, sowie auch möglichst lichtgeschützten Verpackung aufbewahrt werden.
Einfach eine kleine Menge Kot (Haselnussgröße reicht aus), ggf. zum Kot ein paar Tropfen physiologische Kochsalzlösung, in das Röhrchen geben und verschließen. Die nun dicht verschlossene Probe sollte kühl gelagert werden (bei einer transparenten Verpackung ist auch ausreichenden Lichtschutz zu achten) – hierzu wäre eine Lagerung im Kühlschrank zu empfehlen. Keinesfalls darf die Probe eingefroren werden oder zu warm gelagert werden, das würde die Nachweisbarkeit von einigen empfindlichen Parasiten wesentlich erschweren bzw. komplett unmöglich machen.

Probengefäße:

Wie bereits erwähnt, sollte das Gefäß auslaufsicher verschließbar, wasserfest und luftdicht sowie auch idealerweise Lichtgeschützt sein.
Hierfür sind eigens dafür vorgesehene Kotröhrchen bei einem Tierarzt und/oder einer Apotheke erhältlich. Alternativ kann auch jedes andere (gereinigte) Gefäß, von Filmdöschen bis zu Gefrierbeutel verwendet werden solange man diese verschließen kann. Allerdings muss man dabei beachten, dass diese Alternativen meistens nicht für einen Versand geeignet sind.
Will man eine Probe per Versand zu einem Tierarzt oder einem Labor einsenden muss verpflichtend beim Versand von möglicherweise infektiösen Material auf Auslauf- sowie Bruchsicherheit geachtet werden.

Untersuchung allgemein:

Ein negativer Befund bedeutet noch keine Parasitenfreiheit, vor allem bei Nachkontrollen von Behandlungen sind mehrere Proben in zeitlichen Abständen angezeigt.
Auch bei Neuzugängen sollte während der Quarantäne mehrmalig auf Parasiten untersucht werden.
Dies liegt vor allem daran, dass Parasiten sich teilweise in einem Kothaufen lokal anreichern können – für die jeweilige Untersuchung wird aber nur ein kleiner Teil entnommen. Vergleichbar mit einem Beutel in dem sich weiße und schwarze Murmeln befinden – man hat keine Garantie, dass man beim blind hineingreifen garantiert eine schwarze Murmel herausnehmen würde.
Weiters werden nachweisbare Parasitenstadien nicht kontinuierlich ausgeschieden, was u.a. am Vermehrungszyklus der Parasiten liegt.

Untersuchung durchführen lassen:

Man kann seine Probe direkt beim Tierarzt oder durch ein Fachlabor/Universität untersuchen lassen. Beides hat seine Vor- und auch Nachteile.
Es empfiehlt sich in den meisten Fällen die Untersuchung in einem reptilienkundigen Labor, da ein Parasitologe auf genau dieses Fachgebiet spezialisiert ist und daher gewöhnlich die meiste Erfahrung in seinem Spezialgebiet besitzt. Dagegen kann der Tierarzt wiederrum ohne Zeitverlust die Probe sofort untersuchen.
Je nach Tierarzt/Labor ist die Vorgehensweise unterschiedlich, aber grundsätzlich kann man eine Probe bei jedem Tierarzt abgeben, um sie von ihm in ein Fachlabor einsenden zu lassen. Viele Labore nehmen nur Proben von Tierärzten entgegen und untersuchen nicht für Privat. Einige Labore nehmen aber auch von Privat an und akzeptieren auch einen Postversand. Hierzu muss man allerdings die AGB des Labors unbedingt beachten.
Sofern die Probe durch einen Tierarzt eingesendet wird, erfährt man von diesem Tierarzt auch direkt das Ergebnis und falls erforderlich die entsprechende Behandlung. Im Fall der Direkteinsendung in ein Labor sollte in jedem Fall ein positiver Laborbefund mit einem reptilienkundigen Tierarzt besprochen und die Therapie durch diesen eingeleitet werden.
Man darf dabei aber eines nicht aus den Augen verlieren:
Die Untersuchung ist immer nur so gut, wie derjenige der sie durchführt. D.h. es wird z.B. ein auf Pferde spezialisierter Tierarzt voraussichtlich weniger gut in der Lage sein, für Reptilien gefährliche Parasiten von ungefährlichen Darmpassanten zu unterscheiden als ein erfahrener Reptilientierarzt. Daher empfiehlt es sich immer auch einen weiteren Weg auf sich zu nehmen, um sein Tier bei einem reptilienkundigen Tierarzt vorzustellen.